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Schwerpunkt: Rebound-EffekteJana Schindler, Florian Kutzner & Julika Weiß (2022),
Rebound-Effekte in der Beheizung von Wohngebäuden
Eine Frage der Ziele?.

Umweltpsychologie 26(1), 85-105.
Dieser Artikel wurde in englisch verfasst.
Zusammenfassung:Um den Gebäudesektor zu dekarbonisieren und die Klimaziele zu erreichen, sind sowohl die Umstellung auf erneuerbare Energien (EE) als auch die Senkung des Energieverbrauchs erforderlich. Energieverbrauchssteigerungen nach Verbesserung der Ressourceneffizienz (Rebound-Effekte) gefährden jedoch effektive Ressourceneinsparungen. Die vorliegende Feldstudie, an der 191 deutsche Hausbesitzer*innen teilnahmen, ist die erste, die Rebound-Effekte durch den Einsatz von EE zur Wärmeerzeugung aufzeigt. Wir fanden, dass Haushalte, die mehr als 50% (versus 15 – 50%) EE zum Heizen nutzten, weniger energetische Sanierungsmaßnahmen planten, was einem Einsparverlust von 9% der Endenergie entspricht. Gleichzeitig war die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine verbrauchsintensive Heizungs- oder Lüftungsverhaltensweise zusätzlich angaben, viermal höher. Dieser Effekt lässt sich nicht durch Veränderungen des ökologischen Selbstbildes erklären, wie es die Moral-Licensing-Theorie annimmt. Zudem haben wir getestet, ob die Kommunikation eines hohen (Klimaneutralität) versus niedrigen (gesetzliche Verpflichtung zur Emissionsreduzierung) Ziels zur CO2-Emissionsreduzierung diesen Rebound-Effekt abschwächt. Insgesamt verhinderte die Präsentation dieser Ziele zusätzliche Ressourceneinsparungen. Dies war besonders ausgeprägt bei Haushalten, die 15 bis 50% EE zum Heizen einsetzten (versus < 15% oder > 50%). Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Rebound-Effekte bei Energiemodellierung und Maßnahmengestaltung explizit zu berücksichtigen und bei der Präsentation von Zielen Vorsicht walten zu lassen, insbesondere wenn diese nicht auf Zielgruppen zugeschnitten sind.
Schlagworte:Effekte Energiesparverhalten Erneuerbare Wärme Experimentelles Feldexperiment Quasi Rebound Umweltverhalten
Abstract:Both the switch to renewable energy (RE) and the reduction of energy consumption are needed to decarbonise the building sector and meet climate goals. However, increased ener-gy consumption following resource efficiency improvements (rebound effects) jeopardises effective resource savings. This field study involving 191 German homeowners is the first to show rebound effects from RE for heating. We find that households using more than 50% (versus 15 – 50%) RE for heating plan to undertake fewer energy retrofitting measures, equalling a loss of 9% in final energy savings. They were at the same time four times more likely to report one additional heat-intensive behaviour. This effect was not explained by changes in ecological self-image, as assumed by moral licensing theory. We also tested whether communicating a high (climate neutrality) versus low (legal requirement to reduce emissions) goal for CO2 emission reduction could mitigate this rebound effect. Overall, pre-senting goals did prevent additional resource savings. This was particularly pronounced for households using 15 to 50% (versus < 15% or > 50%) RE for heating. Results highlight the need for explicit consideration of rebound effects in energy modelling and policy design, and for caution when presenting goals, especially if not tailored to target groups.
Keywords:Ecological Behaviour Energy Experimental Field Trial Quasi Rebound Effects Renewable Heating Saving Behaviour


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